Maddox, der KNPVler aus dem Ruhrpott

Ilias' Tod machte sich in der Gruppe schnell bemerkbar. Alle drei waren sprichwörtlich neben der Spur. Trotzdem wollte ich nicht so so schnell wieder einen vierten Hund. Doch wie das Schicksal so spielt: Am 3. Juli, ausgerechnet dem Tag, an dem Ben Geburtstag gehabt hätte, zog Malinois Maddox, natürlich ein Tierschutzhund, ein.

Daß ich ihn fand, war dem Zufall geschuldet. Denn obwohl ich Mitglied diverser FB-Gruppen bin, die sich mit der Vermittlung von Malinois in Not befassen, war ausgerechnet jetzt kein zu meiner Gruppe und mir passender Vertreter "meiner" Rasse dabei. Gleiches galt für die Seite "Belgier in Not" und diverse spezielle Hundevermittlungsseiten.

Nun halte ich von Inseraten, die Hunde unter den E-bay-Kleinanzeigen feilbieten, wenig. Doch ausgerechnet dort lief mir Maddox gleichsam über den Weg, zufällig, als ich auf der Suche nach etwas völlig anderem plötzlich in diese tiefen braunen Hundeaugen blickte.

Wie schon bei Ben, Athos, Lupa und Parcifal vor ihm wußte ich in diesem Moment: Der ist es.

Dabei war der Text wenig ansprechend. Die Angaben waren vage, Rechtschreibung und Satzbau suboptimal. Es ließ sich herauslesen, daß Maddox größere Probleme mit Menschen und Kleintieren hatte, abgegeben wurde er, so war zu lesen, wegen Zeitmangels. Ein Satz, der beim geübten Leser eher die Alarmglocken läuten läßt.

Der Mann am Telephon jedoch klang seinem Hund zugetan, schien offen zu sein und bereitwillig Auskunft zu geben. Es entstand genug Neugier, einen Termin zu vereinbaren, zwar ist Duisburg nicht um die Ecke, aber auch keine Weltreise. Was also hatte ich zu verlieren?

Ich traf auf einen Hund, der schnell zeigte, daß er mit fremden Menschen nicht unbedingt einen Vertrag hatte. Doch mein selbstverständlicher Umgang mit Maddox, Spiel- und Futterangebote, vor allem aber strukturierte Führung und das Nutzen des ausgesprochen guten Grundgehorsams brachen das erste Eis. So war schnell beschlossen, daß ich den Burschen übernehmen sollte. Was nicht ganz einfach war, denn Halsband und Leine wollte Maddox sich trotz aufkommender Freundschaft von mir nicht anlegen lassen. Auch das Auto war zunächst alles andere als Maddox' Freund. Doch wer wirklich will, der findet Lösungen.

Es dauerte nicht lange, bis Maddox und ich uns zusammengerauft hatten. Sein Vertrauen in mich, es war sehr schnell sehr groß. Das Vertrauen in meine Führung brauchte etwas länger. Doch seitdem machen wir auch in Sachen "andere Menschen" schöne, wenn auch vorsichtige Fortschritte.

Klar, in zwei Monaten lassen sich nicht alle Fehler ausbügeln. Besonders an der Leine und in der frontalen Annäherung des Helfers im Schutzdienst spiegeln sich traumatische Erlebnisse aus der Welpen- (siehe www.hundeschule-dehn.de, das Hundeteam) und der allerjüngsten Zeit. Doch Neugier und Offenheit haben zugenommen, auf Maddox zugeschnittener Schutzdienst macht ihm sichtlich große Freude, seine Griffe sind ruhig, sicher und fest, und auch er wird selbstbewusster.

Aus meinem und dem Leben der Hundegruppe ist Maddox nicht mehr wegzudenken. Nicht nur ist er ein würdiger Nachfolger für den kleinen Herrn Ilias, sondern auch ein weiterer Hund, der meiner Seele mehr als nur nahekommt.

Der Vermehrerhund

"Irgendwo aus Dortmund. Die Eltern sind im Schutzdienst ausgebildet. Und sollen aus Holland kommen. Er soll auch Papiere haben. Die wollte mir der Züchter immer noch zuschicken. Aber das hat er nie gemacht."

So lautete sinngemäß die Antwort des Vorbesitzers auf meine Frage nach Maddox' Herkunft.

Einen Zwingernamen, den Namen des Züchters oder auch nur die Namen der Elterntiere - Fehlanzeige, konnte er mir nicht nennen. Das Einzige, was wir haben, ist das Bild von Maddox' Mutter und Vater. Das einzig Zeugnis davon gibt, warum Maddox gar keine Papiere haben KANN. Denn ein schwarzer Mali gilt als Mix und dessen Nachkommen folgerichtig auch.

Lange Rede, kurzer Unsinn, der knuffige Belgier war billig, sah toll aus, stammte aber vom Vermehrer, von einem, der seine Kunden belog, weil die nur allzu bereit waren, alles zu glauben.

Nein, Papiere sind nicht alles. Maddox ist ein wunderbarer Hund. Doch ist er das Gold unter sehr, sehr viel Blech, bekommen die wenigsten, die am Welpenpreis sparen, einen gesunden, charakterlich sauberen Hund. Und so toll Maddox aus meiner Sicht auch ist, so schwierig waren bestimmte ungewollte Verhaltensmuster für seine Vorbesitzer zu händeln, geschweige denn, zu bearbeiten. Sie gaben ihn ab und hatten Glück. Sie fanden jemanden, der die Werte des Hundes erkennen und mit den problematischen Verhalten umgehen konnte.

Viele Vermehrerhunde haben weniger Glück. Sie werden zu Wanderpokalen, weil viele Übernehmer glauben, Ahnung zu haben, dann scheitern, nicht selten, nachdem sie mit fragwürdigen Methoden verschlimmbessert haben, was schon vorher schlimm genug war. Nur allzu oft folgt auf das Dasein als Wanderpokal die Endstation Tierheim.

Dabei hätte man soviel vorher wissen können, hätte man ordentliche Ausküfte über die Elterntiere eingeholt, den Wahrheitsgehalt der Angaben überprüft, sich versprochene Papiere nicht vorenthalten lassen und die der Eltern angesehen.

So sind Maddox' Eltern wie soviele Vermehrerhunde namenlos. Und kann, nein, muß man einmal mehr davor warnen, das süße, in höchsten Tönen angepriesene Hundebaby einfach mitzunehmen, weil man ja so sehr sein Herz verloren hat.

Wer "Züchter" wie den von Maddox unterstützt, indem er einen solchen Welpen kauft, muß sich im klaren sein, daß er nicht nur das Leid der Vermehrerhunde mehrt, weil die Nachfrage das Angebot regelt, sondern nicht selten am Ende mehr Geld zum Tierarzt oder Trainer trägt als er am Kaufpreis gespart hat.

Zumindest, wenn der Vermehrerhund das Glück hat, sofort oder irgendwann im Laufe seiner "Karriere" an Halter zu geraten, die willens und in der Lage sind, entsprechendes Geld in die Hand zu nehmen.

Denn nur zu oft wird der Vermehrerhundhalter zwar gesagt bekommen, daß sein Hund neben Verhaltens- auch gesundheitliche Probleme haben könnte, die abgeklärt gehörten. Doch negiert er jeden Hinweis mit dem darauf, den Hund schließlich gesund gekauft zu haben und hält Tierärzte gerne per se für Abzocker und Trainer für Leute, über denen er rangmäßg steht, weil sie eh alle keine Ahnung haben, während er ja über 50 oder mehr Jahre Hundeerfahrung verfügt. Meist allerdings ist die traurige Wahrheit, daß er sie beide wie der Teufel das Weihwasser meidet, weil er in Wirklichkeit schlicht nicht das nötige Geld hat.

Und so landet der Vermehrerhund, wo er nicht selten einst herkam: auf den Seiten der E-bay-Kleinanzeigen.

Weshalb ich an Sie, an jeden, der einen Welpen sucht, appelliere: Suchen Sie sich einen guten Züchter oder schauen Sie bei seriösen Tierschutzorganisationen oder in guten Tierheimen. Die Hunde werden es Ihnen danken.